Samstag, 15. September 2012

Mehrkosten glutenfreier Ernährung

Ein Artikel von Prof. Dr. oec. troph. Gertrud Winkler

 

Zusammenfassung

Fragestellung : Vorliegende Studien weisen übereinstimmend Mehrkosten für eine glutenfreie Ernährung nach, ähnliche Berechnungen für eine laktosefreie Ernährung fehlen bisher. Anhand aktueller Marktpreise wurden die Mehrkosten für eine empfehlungsorientierte, gesunde laktose bzw. glutenfreie Ernährung berechnet.


Methodik: Für Kinder und Jugendliche wurden die OPTIMIX®-, für Erwachsene die DGE-Lebensmittelverzehrsempfehlungen verwendet. Angebot und Preise laktose- bzw. glutenfreier Lebensmittel und ihrer Pendants wurden im Frühjahr 2011 im Lebensmitteleinzelhandel erhoben und die Mittelwerte aus niedrigstem und höchstem Preis berechnet. Die Preise für die weiterhin empfohlenen Lebensmittel (z. B. Gemüse, Fleisch) wurden im Juni 2011 ermittelt. Im Modell wurde von einer reinen Ersatzstrategie ausgegangen.


Ergebnisse :

Laktosefreie Produkte kosten meistens etwa 1,5-mal, glutenfreie Produkte größtenteils etwa 2-mal, in seltenen Fällen aber auch bis über 10-mal so viel wie die entsprechenden herkömmlichen Produkte. Sortiment und Preise variieren je nach Vertriebstyp (Supermarkt, Discounter, Reformhaus). Die Mehrkosten für eine gesunde glutenfreie (laktosefreie) Ernährung bewegen sich in den Größenordnungen 0,60 €/d (0,50 €/d) bei Kleinkindern, 1 €/d (0,70 €/d) bei Kindergartenkindern, 1,75 €/d (0,80 €/d) bei Schulkindern und 2 €/d (1 €/d) bei Jugendlichen und Erwachsenen.


Schlussfolgerung : Unsere Berechnungen zeigen für eine ausgewogene glutenfreie Ernährung deutliche (ca. 60 €/M) und für eine ausgewogene laktosefreie Ernährung moderate (ca. 30€/M) Mehrkosten.



Schlussfolgerung

Eine laktosefreie Ernährung, die sich an aktuellen Verzehrsempfehlungen orientiert, verursacht gegenüber einer ausgewogenen Ernährung mit herkömmlichen Lebensmitteln in allen Altersgruppen moderate Mehrkosten in der Größenordnung von 10 −20%. Eine glutenfreie Ernährung dagegen kostet deutlich mehr, die Mehrkosten liegen in der Größenordnung von 20 bis gut 35%. Der Mehrbedarfszuschlag in Hartz IV ALG II von 66,47 Euro im Monat bei Zöliakie stimmt – im Gegensatz zum Mehrbedarfszuschlag bei Laktoseintoleranz – mit unseren Ergebnissen gut überein. Insbesondere die Mehrkosten für eine laktosefreie Ernährung sollten ergänzend noch mit weiteren Ansätzen (z. B. tatsächlichen Lebensmittelverzehrsmengen Betroffener) überprüft werden.

Quelle

Der Artikel ist in der Zeitschrift Aktuelle Ernährungsmedizin erschienen.

Aktuelle Ernährungsmedizin 2012; 37: 134–139© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Autor: Prof. Dr. oec. troph. Gertrud Winkler

1 Kommentar:

  1. Gängige Mehltypen wurden hierbei ausgewählt und in Versuchsreihen der Folsäureverlust beim Backen von Broten und anderen Backwaren getestet. Die Ergebnisse zeigten, wie hoch die Anfangsanreicherung sein muss, um im Endprodukt definierte Gehalte zu haben. Studien zur Folge führt eine bedarfsgerechte Zufuhr von Folsäure - die zum Beispiel durch den Einsatz angereicherter Mehle erreicht werden könnte - bei jungen Frauen zu einer Reduzierung von Neuralrohrdefekten bei Neugeborenen. Die zu den B-Vitaminen zählende Folsäure ist unter anderem für die Zellteilung wichtig. Ein Mangel zählt als Risikofaktor für mehrere angeborene Defekte. Wie viele Kalorien am Tag

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